Konfirmationsgottesdienste in St. Johannis - 23.04. und 30.04.2017

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St. Johannis
Konfirmationen

Predigt:
Pfarrer Jörg Mahler

"Chillen mit Gott"

Predigttext: Johannes 21,1-14 

Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen. Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot. Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch. Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war. 

Predigt: 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. 

Liebe Festgemeinde, 

die diesjährigen Konfirmationsurkunden ziert ein Bild, auf dem wenig zu sehen ist, und doch sehr viel. Eigentlich nur zweierlei. Eines füllt das ganze Bild aus: Sand! Wenn ich auf einem Bild Sand sehe, da tut sich mir eine ganz eigene Welt auf, in die meine Gedanken entführt werden. Bestimmt geht es vielen ähnlich. 

I. Chillen mit Gott 

Sand – an was denken Sie, denkt Ihr da? Ich denke an den Strand und das Meer. „Endlich Ferien und Urlaub“ – wer von Euch wird das nicht denken und sagen, wenn Ende Juli endlich das Schuljahr um ist. Wir brauchen sie dann dringend, Schüler wie Lehrer, die großen Ferien. Vielleicht fährt der ein oder andere ans Meer, Nord- und Ostsee, Mittelmeer oder noch weiter in die Ferne. Am Strand liegen, einfach nichts tun oder was lesen und sich bräunen lassen. Oder sich vom kühlenden Nass erfrischen lassen. Und auch wer nicht ans Meer fährt, wird Möglichkeiten finden, sich zu entspannen. Noch drei Monate, dann ist es soweit! „Endlich vorbei“, mag vielleicht auch der ein oder andere zur Konfi-Zeit denken: mindestens 30mal in den Gottesdienst gehen und Psalmen auswendig lernen. Endlich wieder Donnerstag Abend frei. 

Der Sandstrand auf dem Bild lädt mich ein, mal wieder zu chillen. Doch komisch: In den Sand hat jemand einen Fisch gemalt. Und da wir ja in der Kirche sind, wissen wir, dass das kein Symbol für einen Angelclub sein kann, sondern dass der Fisch auf Jesus Christus hinweist. 

Was will das Bild mit Sand und Fisch also sagen? Meine erste Idee war: Es lädt ein: Chille mit Jesus. Mit Jesus und seiner Kirche ist es nicht nur anstrengend, wie es für den ein oder anderen vielleicht die Konfirmandenzeit war, sondern mit Jesus und der Kirche ist es auch chillig. 

»Chillen mit Gott«, als mir diese Redewendung eingefallen ist, habe ich überlegt, ob das nicht zu platt klingt, oder so, als würde ich den Glauben damit gekünstelt modern machen wollen. Aber mir gefällt die Redewendung. Für die, die in der Jugendsprache nicht so firm sind, muss ich jetzt das Wort chillen erst einmal erklären. 

„In der Urbedeutung der englischen Hochsprache heißt »to chill« = abkühlen, im mittlerweile internationalen Jugendslang bedeutet »chillen« = beruhigen, sich entspannen, rumhängen, abhängen: alleine oder in Gemeinschaft. »Chillen mit Gott« ist ein wunderbarer Begriff, der den Umgang mit und die Nähe zu Gott absolut positiv umschreibt, die vertraute Nähe zu Gott und damit zu sich selbst genauso wie den wohltuenden Abstand (die wohltuende Kühle) zu sich und der hektischen Umwelt.“ (User Stephan auf duenengras.de) 

Was bringts, mit Gott zu chillen? 

Oft ist es ja so, dass die meisten schon regelmäßig beten oder sogar in die Bibel hineinblättern und sich also Zeit für Gott nehmen. Aber manche sagen dann etwas demotiviert nach einiger Zeit: 

„Gott ist mir nie auf eine besondere Weise erschienen und plötzliche Offenbarungen hatte ich auch keine. Es gab einfach keinen messbaren Output, kein wirkliches Ergebnis. Und das hat mich gestört. Was also bringt’s? 

Doch das ist eigentlich die falsche Frage. Chillen will gerade eine Tätigkeit ausdrücken, die um ihrer selbst Willen getan wird. Der produktive Output beim Abhängen (Chillen) ist gleich null. Aber der heilsame Effekt für meine Seele ist unbezahlbar. Vielleicht gerade weil diese Zeit so unglaublich unproduktiv sein will. Denn wo sonst darf ich mal einfach sein? Es gibt wenig Tätigkeiten, bei denen keinerlei Leistung von mir gefordert wird? In unserem Alltag, in dem wir einfach funktionieren müssen, findet das Chillen und speziell das Chillen mit Gott keinen Platz, weil das 

Funktionieren und Leisten so tief in uns verwurzelt ist, dass wir hilflos werden, wenn wir plötzlich nichts mehr tun sollen. Chillen mit Gott! Es wird höchste Zeit, eine gesunde Kultur des Chillens unter uns Christen zu fördern. Wie sonst will man in unserer Zeit erfahren, dass das Evangelium stimmt: Ich darf kommen und bin angenommen, so wie ich bin, und nicht so wie ich tue!“ ( ein User auf evangelisch.de) 

Also bringt das Chillen mit Gott eben doch was: 

Wer mit Gott »chillt«, beruhigt und entspannt sich mit und durch Gott, und hat ein ganz persönliches tolles entspanntes Verhältnis zu ihm, denn »chillen« kann man nur mit angenehmen Freunden oder dem besten Kumpel. 

Wie das genau geht, dieses Chillen mit Gott? 

Eigentlich ist das ganz einfach: Einfach nur Zeit mit ihm verbringen. 

Und dass ihr das wollt, dazu muss ich euch nicht überreden. Denn ihr habt euch freiwillig für die Konfirmation entschieden, und versprecht mit eurem Konfirmationsversprechen später genau das: „Ich will im Glauben an dich wachsen“ – und das geht ja nur, wenn wir Kontakt zu ihm haben. 

Auf den Kontakt zu Jesus kommts an. Mit dem Smartphone seid ihr untereinander immer vernetzt. Mit gefalteten Händen seid ihr immer mit Gott vernetzt, egal, wo ihr gerade steht und was ihr gerade tut. Und wer nicht in der Bibel als Buch lesen will, der holt sich einfach die Bibel-App. Stephan, ein User der Webside duenengras.de, schreibt im Forum: „Für mich sind Kirchen und Gotteshäuser die besten »Chill-Zones« , wohin ich in einer hektischen und anstrengenden Zeit einfach mal entfliehen und runterkommen kann.“ Übrigens: Unsere Kirche ist immer Sommer immer offen, und man darf auch mal rein, wenn kein Gottesdienst ist. Weiter schreibt dieser Stephan: "Und wenn am Ende des Tages noch ein »Chill out« mit Gott stattfindet, also ein entspanntes Ausklingen des Tages mit einem Gespräch mit Gott, dann werden wir spüren, dass unser Leben mit ihm an der Seite viel reicher ist.“ 

Genauso erging es ja den Jüngern Jesu. Als Jesus plötzlich nicht mehr da war, gekreuzigt, da haben sie ihn schrecklich vermisst. Weil das Leben mit ihm eben anders war, lebendiger und tiefer. Und auch nach seiner Auferstehung war er für sie nicht mehr so verfügbar wie zuvor. Ohne ihn fehlt etwas, ist es eintönig geworden. Sie sind von Jerusalem wieder zurück in ihre Heimat nach Galiläa gegangen und gehen wieder ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Doch dann passiert es, wir haben es in der Lesung gehört: Jesus, der Auferstandene kommt. Sie erkennen ihn erst nicht. Sie sitzen am Sandstrand, traurig, und das auch, weil sie keine Fische gefangen haben und hungrig sind. Jesus sieht ihre Not, und rät ihnen, doch nochmal auf den See zu fahren und die Netze auszuwerfen. Johannes schreibt: „Da warfen sie es aus und konnten es nicht ziehen wegen der Menge der Fische“. Ja, Jesus sorgt für die Seinen: soviele Fische – Er bringt die Fülle des Lebens. Auch unser Leben ist mit ihm viel reicher!! Und das nicht nur, weil er uns jeden Tag unser tägliches Brot gibt, sondern weil seine Nähe eben einfach gut tut. Und weil wir mit ihm ab und an sogar Wunder erleben wie Petrus und die anderen an diesem See. 

Es passiert, dass er sich mitten im Leben und im Alltag zeigt, mitten in den Herausforderungen, in denen wir stehen. Als die Netze voll sind, erkennt Petrus ihn und ruft staunend aus: „Es ist der Herr“. 

Auch euch wird er sich ab und an zeigen, und wer das dann nicht für Zufall oder Schicksal hält, was passiert, der wird genauso staunen: „Das hat mir Gott geschenkt!“, „Da war Gott ganz nahe bei mir!“. Oder auch: „Da hat Gott mich bewahrt“. Denn auch das tut er, mich bewahren. Vor allem auch dann zeigt es sich, wer sich an Jesus ihn hält, wenn einmal die Flut kommt. 

II. Flut und Rettung 

Jeder weiß, dass sich das Wetter ändern kann, und selbst der schönste Sandstrand kann mal mit meterhohen Wellen überflutet werden. Das gleiche gilt fürs Leben. Auch da werden Situationen auf Euch zukommen, die schwer werden, die richtig große Herausforderungen sind, in denen ihr vielleicht sogar denkt, dass ihr das nicht schaffen werdet. 

Ähnlich wie das Netz aus unserer biblischen Geschichte, das bis zum Bersten voll war mit Fischen: Eigentlich müsste es nach menschlichem Ermessen bersten. Aber Johannes erzählt: „Simon Petrus stieg hinein ins Wasser und zog das Netz an Land, voll großer Fische. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.“ Das Netz hat standgehalten, genauso wie derjenige im Leben standhalten wird, der mit Jesus lebt. 

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch. Einmal haben wir über christliche Symbole gesprochen, und da habe ich euch auch gesagt, was es mit diesem Fischsymbol auf sich hat, warum es soviele Christen verwenden. 

Das liegt daran, dass das griechische Wort für Fisch von den Christen als Symbolwort benutzt wurde. Ich habe euch aufs Liedblatt gedruckt, wie das Wort Fisch auf Griechisch heißt: ICHTYS. Jeder Buchstabe steht hier für ein Wort: 

Iesous Christos Theou Yios Soter (griechisch) 

Jesus, Christus, Gottes Sohn, Retter (deutsch) 

Ja, Jesus ist der Retter, der dafür sorgt, dass ihr im Leben in keiner Flut ertrinkt, dass es euch innerlich nicht zerreißt. Er gibt Euch die Kraft, durchzuhalten. Er kann die Not wenden. Und nicht zuletzt befreit er Euch sogar von unserer Schuld – siehe gestern Abend im Beichtgottesdienst, und vom Tod. 

Auch daran erinnert euch der Fisch im Sand jedes mal, wenn ihr eure Konfirmationsurkunde anschauen werdet. 

III. Erkennungszeichen, Statement, Auftrag 

Jesus ist der Retter. Diese Interpretation des Wortes Ichtys hat sich allerdings erst entwickelt, als der Fisch schon lange ein Symbol für die Christen war. Wie kams also dazu, dass Christen noch vor dem Kreuzeszeichen den Fisch als Symbol verwendet haben? 

Der Fisch als Zeichen geht auf eine andere biblische Geschichte zurück, die unserer heute sehr ähnlich ist: Petrus hatte das schon einmal erlebt, dass nach anfänglichem Mißerfolg das Netz plötzlich voller Fische war. Und damals hatte Jesus zu ihm gesagt: „Petrus, du sollst nun Menschenfischer sein.“ 

Menschen fischen – sie aus dem Meer der Dunkelheit ins Licht ziehen, aus der Traurigkeit in die Freude, aus 

der Einsamkeit in die Gemeinschaft, aus der Gottesferne zu Jesus Christus. Das war der Auftrag für Petrus. Ein toller Auftrag wie ich finde. Nicht immer einfach, aber gut und wichtig, ein Auftrag, der dem leben Sinn verleiht und Erfolgserlebnisse beschert. Und eigentlich ist das unser aller Auftrag als Christen. Chillen mit Gott ist schön und richtig. Aber auch das andere gehört dazu: Aktiv werden wie Petrus und die anderen, sich für andere Menschen einsetzen. Der Fisch auf eurer Urkunde ist also zugleich eine Ermunterung, Menschen zu fischen, ihnen Gutes zu tun und zu sagen. 

So wurde der Fisch zum Erkennungszeichen der Christen. Wenn in den römischen Katakomben ein Fisch zu sehen war, wussten die Christen, wo sie Gleichgesinnte treffen. Christsein, das hat immer etwas mit Gemeinschaft zu tun. Auch die Jünger Jesu sind nach seiner Auferstehung nicht auseinandergegangen, sondern großteils zusammengeblieben. 

Die Gemeinschaft der Christen, die kommt in der Kirchengemeinde zum Ausdruck, und die Gemeinde ist eine starke Gemeinschaft, in der wir füreinander da sind: In der Gemeinde tun Diakon Neidhardt und ich Dienst. Wenn ihr mal in Schwierigkeiten steckt, dürft ihr euch jederzeit trauen, uns anzurufen oder mal vorbeizukommen. Ihr wisst, wie vielfältig unser Gemeindeleben aufgestellt ist, und was es da für Möglichkeiten gibt. Es muss nicht jeder gleich Konfi-Helfer werden, auch wenn ihr das natürlich dürft. Wir werden Euch beim Brunch morgen (am Dienstag) auch fragen, ob ihr im Sommer Lust habt, zu einem „Cill out“-Abend ins Gemeindezentrum zu kommen, da können wir miteinander grillen, Billard und Kicker spielen oder anderes und bei einem geistlichen Gedanken auch mit Jesus zu chillen. 

Ich komme zum Ende: 

Mir gefällt das Bild auf eurer Konfirmationsurkunde. Hängt sie doch irgendwo in eurem Zimmer auf, damit ihr sie regelmäßig seht. 

- Das Bild lädt dich ein: Chille mal wieder mit Jesus, das tut dir gut. 

- Das Bild bezeugt: Jesus ist dein Retter 

- Du bist ein Menschenfischer 

- Du gehörst zur großen Gemeinschaft der Christen und zur Gemeinde. 

Dazu sagt ihr heute Ja: Ja Jesus, ich will mit dir Zeit verbringen, ich, du bist mein Retter, ja, ich will ein Menschenfischer sein, ja, ich will in der Gemeinde bleiben. 

Und Gott tut heute auch etwas. Er verspricht: Ich segne dich, ich rette dich, ich bin immer bei dir! Amen. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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