Gottesdienst am Sonntag Sexage-simae (23. Februar 2014)

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 St. Johannis und SWZ Curanum, Rödental

Predigt: Prädikant
Frank Müller

"Was Gottes Wort bewirken kann"

Der für den heutigen Sonntag vorgegebene Predigttext steht im Evangelium des Lukas, Kapitel 8, die Verse 4-15: 

Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis:
Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf.Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.
Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's.
Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute.
Er aber sprach: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören.
Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden.
Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.
Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht.
Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

Liebe Gemeinde!

 „Kann das Wort Gottes etwas bewirken?“, das ist heute die Frage, die wir uns nun stellen wollen. Dazu passt auch das Leitbild des heutigen Sonntags „Viererlei Ackerfeld“. Ackern hat ja etwas mit Vorbereitung zu tun. Der Boden wird vorbereitet für die Saat, damit diese auf guten Boden trifft, aufgehen und zu gutem Wachstum kommen kann. So wie der Boden brauchen auch wir Menschen ein gut vorbereitetes Ohr, einen aufnahmebereiten Geist und vor allem ein gut klingendes Herz, das den Klang der Worte unseres Herrn aufnimmt. Damit dieser wohltuende Klang uns auch immer wieder neu zum Klingen für das Leben in der Liebe zu sich selbst und zum Nächsten bringt.

Ackern ist aber auch eine wiederkehrende Tätigkeit. Alter Boden muss immer wieder neu aufgebrochen werden, damit Sauerstoff und neue Energie hineinkommt und sich der Boden auf Dauer nicht verhärtet.

So wie der Boden immer wieder neu aufgebrochen werden muss so benötigt auch das Wort Gottes immer wieder einen Neuaufbruch. Und dieser ist nur über den gemeinsamen Austausch über das Wort Gottes möglich. Austausch schafft Bewegung, Korrektur und neue Einsichten. Wo dieser Austausch aufhört, können Verhärtungen und Sauerstoffmangel im Glauben auftreten, eine Mischung, die mehr Verdruss als die Freude und das Heil im Glauben schafft.

Christlich leben

Gottes Wort wird an vielen Stellen unseres Lebens ausgesät. Hier im Gottesdienst, bei Besuchen kirchlicher Mitarbeiter, bei Gesprächen in unseren Bibelkreisen, bei geselligen Feiern in unserer Kirchengemeinde, in unseren Kindergärten, beim NENO-Chor, ja selbst beim eigenen Lesen in der Bibel oder in der Vielzahl christlicher Bücher.

Viele Menschen, vielleicht mehr als wir immer in kleingläubiger Weise denken oder uns die Medien usw. weißmachen wollen, suchen nach diesem Wort und finden es auch, weil sie fasziniert sind von der bedingungslosen Liebe, die aus diesen Worten herausströmt.. Diese Liebe Gottes durch Jesus Christus, die den Geist für eine andere Denkweise im Leben anbietet; eine Denkweise, die selbst in die kälteste Umgebung Wärme und in die schwärzeste Finsternis Licht hineinbringen kann und hineinbringt.
Und genau dieses Wort hat tatsächlich Auswirkungen auf Menschen im Glauben. Sie wollen als Christen ihr Christsein lebendig werden lassen und leben und sich im Alltag „christlich“ und damit anders verhalten, als es „normalerweise“ üblich ist. Nicht exklusiv und elitär sondern aus der Freude des Glaubens heraus, als Ausdruck der Nachfolge Christi:

Da wird immer wieder neu versucht Ehrlichkeit zu leben, die nicht immer Frieden, Freude, Eierkuchen bringt, die aber helfen will Dinge im Vorfeld zu klären und zu bereinigen. Falsches Schweigen oder Tuscheln im Hintergrund haben da kein Platz.

Da wird immer wieder neu versucht liebevolle Gemeinschaft zu leben und zu erleben, in der man immer ein offenes Ohr findet aber auch einen Platz zu schweigen und um zur Ruhe zu kommen.

Da wird immer wieder neu versucht Nächstenliebe zu leben, die auf Menschen zugeht, die nicht nur den Blick auf sich selbst hat sondern auch versucht, anderen eine Hilfe, ein Trost und ein Halt zu sein.

Da wird immer wieder neu versucht christliches Engagement zu leben, das den eigenen Neigungen und Fähigkeiten entspricht und im Dienste des Herrn steht.

Ungezwungen, unspektakulär und alles im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. So wie es auch in der folgenden kleinen Geschichte feinsinnig ausgedrückt wird:

Es waren einmal zwei Freunde. Jeder von ihnen hatte einen kleinen Bauernhof. Dort lebte der eine mit seiner Frau und zwei Kindern. Der andere war nicht verheiratet. Beide gingen ihrer Feldarbeit nach, mit Ackern und Säen und brachten zur Erntezeit das Getreide ein. Beide hatten in diesem Jahr eine gute Ernte eingefahren. Jeder konnte ungefähr das gleiche an reifen Garben einbringen und sie waren sehr zufrieden. Des Nachts konnte der unverheiratete Man nicht so recht schlafen. Er überlegte, dass doch sein Freund eine Familie mit Kindern habe und diese durch eigentlich mehr Garben bräuchten als er. Also nahm er aus seiner Scheune ein großes Bündel an Garben und machte sich auf den Weg, dieses heimlich seinem Freund in die Scheune zu legen
 
Zur gleichen Zeit machte sich aber auch der Andere mit einem Garbenbündel heimlich auf den Weg zur Scheune seines Freundes. Auch er konnte nicht schlafen, weil er überlegte, dass sein Freund im Alter auf sich allein gestellt sein wird und er deshalb eine größere Vorsorge für sich treffen muss. Deshalb wollte er ihm heimlich Garben in die Scheune schmuggeln.So trafen sich die beiden mit Garbenbündel bepackten Männer auf dem Weg und waren jeweils überrascht von der freundschaftlichen Fürsorge des Anderen. Sie umarmten einander und dankten Gott für diese wunderbare Freundschaft, die sie miteinander verbindet.


Christus Nähe erfahren und erleben

Das Wort Gottes führt uns auch auf die Spuren und den Weg unseres Herrn Jesus Christus. Wo können wir seine – ganz neuen, nicht alltäglichen Gedankenwelten erfahren, sein Handeln und Wirken bestaunen uns berühren lassen von seiner Liebe zu Gott und dem Mitmenschen. Einzig und allein in den Ausführungen der Evangelisten, die ihn in ganz unterschied-licher Weise „beleuchten“, ihn interpretieren und von ihm - aus ganz unterschiedliche Standpunkten und Sichtweisen heraus -berichten.

Spannend sind sie diese Sichtweisen und jeder kann ihn - Jesus Christus, das Licht der Welt - darin finden; allerdings weniger mit dem Verstand, denn der Verstand wägt nur viel zu viel ab, vergleicht zu viel mit eigenen Lebensmustern und -erfahrungen oder verlässt sich zu sehr auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Mit der Brille des Verstandes alleine reduziert sich Jesus letztendlich nur auf ein besseres Menschenabbild; auf einen besonders guten Mensch der Vergangenheit, auf ein „nüchternes“ Vorbild für die Gegenwart.

Jesus Christus ist aber mehr, viel mehr. Dass dem so ist, zeigt aus meiner Sicht, dass sich der christliche Glaube seit über 2000 Jahre erhalten, viele Menschen bewegt hat und auch bis heute noch bewegt. Und das, weil Jesus Christus nicht nur in deren Verstand sondern vor allem in deren Herz eingekehrt ist. Jesus Christus ist für diese Menschen nicht tot und auch niemals tot zu kriegen. Jesus ist für sie Gottes Sohn, der auferstanden ist von den Toten und lebt, ist Begleiter, Tröster, Seelsorger und Licht in der Dunkelheit. Glaube, Hoffnung und Zuversicht ist mit ihm in ihr Herz und Leben eingezogen und das ist tatsächliches Spüren und nicht nur Einbildung.

„Ein alter Mann betrat jeden Mittag um 12.00 Uhr die Kirche einer Stadt und verließ sie auch nach kurzer Zeit wieder. Dem Pfarrer dieser Kirche fiel dies auf und er sprach diesen Mann einmal an, was er in dieser Kirche jeden Tag um die gleiche Uhrzeit tue. „Ich bete!“, antwortete der Alte. Der Pfarrer war verwundert über diese Aussage, denn in so einer kurzen Verweilzeit zu beten, konnte er sich nicht vorstellen. Der alte Mann erklärte ihm, dass er kein Mann der großen Worte und damit auch kein Mann der großen Gebete sei, er aber sich freut jeden Tag um 12.Uhr hier her in die Kirche zu kommen und zu Jesus zu sprechen: „Jesus, hier ist Michael“.
Eines Tages wurde der Mann schwer krank und lag im Krankenhaus. Trotz alldem wirkte sich sein Optimismus, seine Hoffnung und Zuversicht schon bald auf alle Mitpatienten und selbst auf das Krankenhauspersonal aus. Die Schwester fragte ihn, woher er diese Lebensfreude, diese Zuversicht hernehme, wo er doch krank ist. „Das kommt durch meinen Besucher!“ antwortete der alte Mann. Die Schwester war verwundert, denn sie hatte noch nie einen Besucher an seinem Krankenbett gesehen. Der Mann hatte auch weder Angerhörige noch Freunde. Sie fragte ihn, wann denn sein Besucher immer kommt. Der alte Mann antwortete: „Jeden Tag um 12 Uhr. Er stellt sich dann an mein Bett und sagt: Michael, hier ist Jesus!“

Was man aus Glaube machen kann

Was der Mensch auch aus dem Wort Gottes machen kann, spiegelt die folgende kleine Geschichte auf eine charmant- ironische Weise wieder:

Ein großes Unglück ist über ein Dorf gekommen. Es wurde von Wassermassen überschwemmt und alle versuchten sich zu retten. Ein gläubiger Mann stieg auf das Dach seines Wohnhauses. Ein Boot des Rettungseinsatzes kommt am Wohnhaus des Mannes vorbei und die Leute rufen, er möge doch ins Boot einsteigen. Der Mann rief ihnen zurück:“ Nein, danke! Gott wird mich retten.“
Das Wasser stieg weiter und erreichte inzwischen das Dach, sodass sich der Mann nun auf den Schornstein rettete. Wieder fährt ein Rettungsboot vorbei. Auch hier steigt der Mann nicht ein und ruft: „Nein, danke! Gott wird mich retten!“
Ein Rettungshubschrauber fliegt vorbei und sieht den Mann auf dem Schornstein. Das Wasser reichte ihm inzwischen bis zum Kinn. Auch diese Hilfe verweigerte der Mann mit den Worten: „Nein, danke! Gott wird mich retten!“. Und so kommt es, dass der Mann in den Fluten ertrinkt.
 Im Himmel beschwert sich der Mann dann bitterlichst bei Gott, dass er ihn nicht gerettet habe, obwohl er doch auf Erden immer ein treuer Diener Gottes gewesen ist. Gott antwortete ihm verwundert: „ Ich habe dir zwei Rettungsboote und einen Hubschrauber geschickt!  Warum hast du diese Hilfe nicht angenommen?“

Wir Menschen erwarten immer „Großes“ und „Spektakuläres“ von Gott und spüren oftmals nicht, wie Gott im Kleinen wirkt und uns Hilfe zuteil kommen lässt. So ist es auch mit seinem Heiligen Wort.

Gottes Wort will Gutes in die Welt hineinbringen, Menschen heilmachen mit sich und den Anderen, will Veränderung bringen zum Wohle des Einzelnen und zum Wohl der gesamten Schöpfung, will freimachen von Schuld und Angst.

Damit sind Gottes Worte auch nicht zum darauf „ausruhen“ und zum „reinen Schmökern“ gedacht. Gottes Wort will in uns lebendig werden, ruft uns zur Umkehr und zur Nachfolge in der Liebe und im Glauben an Gott. Will uns aktivieren als wohltuende Botschafter Gottes hier auf Erden.

Mission, auch das erwirkt sich aus Gottes Wort. Und Mission verfolgt das Ziel, Menschen mit der Botschaft Jesu Christi in Berührung zu bringen, um ihnen zu ermöglichen, sich durch persönliches Hinwenden zu Jesus Christus zu bekennen, als ein Angebot – nicht Dogma - für gelingendes, sinnerfülltes Leben. Das hat nichts zu tun mit:“ Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein!“ oder gar mit elitärer Ausgrenzung.

Gottes Wort ist überhaupt nicht dafür gedacht, es „anderen um die Ohren zu hauen“, damit diese sich umgehend zu ändern haben. Es ist zuallererst in Richtung des gedrehten Zeigefingers  zu sehen und anzuwenden; auf die eigene Veränderung zum  Weg Gottes und Jesus Christus gerichtet. Und über das Sein und Wirken von Jesus Christus, welches uns aus dem Wort Gottes zufließt, kann sich etwas ganz wunderbares erschließen: Nämlich die Liebe zu Gott und zu mir selbst zu finden, die mich auf die richtigen Wege des Lebens führt und auch immer wieder zurückführt. Und das auch als sichtbares Zeugnis und Bekenntnis für Andere.

Amen

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