Gottesdienst am Gründonnerstag - Agapemahl (17. April 2014)

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St. Johannis Rödental

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

"Das Abendmahl"

Liebe Gemeinde,

der Text für diese Predigt (oder sollte ich besser sagen für diese Tischrede) ist das Evangelium für den heutigen Gründonnerstag, den Tag der Einsetzung des Abendmahls.  Es steht bei Markus 14, 12 – 25:

Das Abendmahl

Und am ersten Tage der ungesäuerten Brote, als man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst?

Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm

und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?

Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist; dort richtet für uns zu.

Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.

Und am Abend kam er mit den Zwölfen.

Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.

Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich's?

Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht.

Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.

Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib.

Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.

Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes,1 das für viele vergossen wird.

Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.

Der Herr segne unser Reden und Hören. Amen

Liebe Gemeinde,

wenn ich Bibeltexte, bzw. biblische Geschichten lese und versuche mitr den Sinn zu erschließen, dann wende ich manchmal einen kleinen Trick an. Ich versuche mir vorzustellen, wo ich in der betreffenden Geschichte vorkomme, wo mein Platz in der Geschichte ist. Da lese ich die Geschichte vom Turmbau zu Babel und überlege mir: Bin ich der Baumeister, oder ein einfacher Arbeiter, ein Zuschauer oder ein Mahner. Oder nehmen wir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Bin ich das Opfer oder gar ein Räuber, gehe ich achtlos vorbei wie der Priester und der Levit oder bin ich der Samariter….

Bin ich am Palmsonntag, beim Einzug in Jerusalem ein Hosianna rufer mit Palmzweigen am Weg, gehöre ich zu den Jüngern oder bin ich einer der abseitssteht?

Wir sind immer dabei „live“ dabei, wenn uns die Bibel etwas erzählt und berichtet und so sind wir das auch heute, „live“ dabei, sitzen wir am Tisch, ja am Tisch des Herrn, eindrücklich hier in unserer Kirche.

Wir sitzen mit dem Herrn zu Tisch. Als wer? Vielleicht als der Jünger Petrus, der so vollmundig verkündigt, er würde den Meister nie verraten und dann dauert es nur noch bis zum nächsten Morgen und er hat ihn, bevor der Hahn dreimal kräht, dreimal verleugnet. 

Oder, vielleicht finden wir uns in den Rollen von Jakobus und Johannes wieder. Die beiden  sind es gewesen, die im Himmelreich zur Rechten und zur Linken Jesu sitzen wollen, also schon mal die ewige Seligkeit vorab klar machen und dann bringen sie es nicht fertig, im Garten Gethsemane, mit Jesus zu wachen und zu beten als er in Todesangst gefangen war.

Oder gar Judas, der Revolutionär, der von Jesus mehr, ja den Aufstand gegen die römischen Besatzer erwartet hatte und,   vielleicht aus Enttäuschung zum Verräter wurde.

Wir sind drin in dieser Geschichte und wir kommen auch nicht so einfach wieder raus. Wir sind Teil dieses Geschehens am Passa tag, damals in Jerusalem. Bloße Zuschauer sind wir nicht, können wir nicht sein. Das Passahmahl Jesus, das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern (und Jüngerinnen) prägt uns, ist eine so wesentliche Grundlage unseres Glaubens, da können wir nicht außen vor bleiben.

Schauen wir uns ein paar Protagonisten  (ein paar „Mitspieler“) am Tisch des Herren noch einmal genauer an: Petrus, eine höchst respektable Figur in der Jüngerschar: Der Fels auf den Christus seine Gemeinde baut, der Fels, der unbestrittene Anführer der Jüngerschar. Unbestechlich, eifrig, unbeugsam,  immer vorne dabei. Doch diese Rolle könnte mir schon liegen, wenn da nicht, ja wenn da nicht  dieses dreimalige beharrliche Leugnen gewesen wäre.

Oder Jakobus und Johannes, na gut, sie waren ein bisschen unbescheiden, als sie sich Logenplätze im Himmelreich ergattern wollten. Aber sonst, da waren sie doch ganz vorbildliche Jünger, immer vorne dran, wenn es um Engagement, Einsatz, Dienst ging. Kann man ja verstehen, wenn sie (in aller Bescheidenheit natürlich) schon mal vorfühlen wollten, wie es denn mit einer eventuellen Belohnung aussehe? Klar war das nicht so gut, dann im Garten Gethsemane einzuschlafen, aber       kann man nicht auch mal Schwäche zeigen, der Tag war anstrengend, da kann schon mal müde werden-

Die Judasrolle, na die weisen wir aber von uns. Wann hätten wir je Verrat am Herrn verübt. Ihn ausliefern an seine Henker. Gott bewahre. Wir stehen doch zu ihm und zu unserem Glauben. Wir haben doch nie Zweifel aufkommen lassen, dass wir zu Jesus und zu seiner Gemeinde gehören. Oder?

Ihr Lieben, da gibt es noch mehr am Tisch des  Herren, die gar nicht ausführlicher vorstellen will, bzw. muss. Wir kennen sie ja, auch in uns selbst. Da ist Andreas, der immer im Schatten seines großen Bruders Petrus stand, da ist Thomas, der Zweifler: „Glauben heißt nichts wissen, und ohne Beweise könnt ihr mir viel erzählen.

Ich habe es ja schon am Sonntag gepredigt, gesagt:  In der Wolke der Zeugen, da sitzen Menschen und auch unsere Urväter im Glauben waren keine Menschen ohne Fehl und Tadel. Ich will diese Aufzählung hier gar nicht wiederholen.

Ich will aber den sprechen lassen, der in dieser Geschichte die Hauptperson ist und bleibt:

Jesus.

Er als sie aßen, nahm das Brot, dankte und brach es und gab es seinen Jüngern mit den ‚Worten: Nehmt das  ist mein Leib. Und dann nahm er den Kelch, dankte und gab ihnen den und sie tranken alle daraus und er sprach: Das ist mein Blut, das für euch und viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Ihr Lieben

Das ist schon eine wunderbare Sache, wunder-bar, im wahrsten Sinn des Wortes. Alle, wir alle sind dabei, als Jesus das Mahl der Vergebung, mit den Jüngern und Jüngerinnen und damit mit uns feiert. Keiner ist ausgeschlossen von der Gemeinschaft mit Ihm. Sein Leib für die Gescheiterten,

sein Blut für die Anmaßenden, sein Leiden und sein Tod für die Verräter, für die, für uns, die wir fehlen.

Am Tisch Jesu ist für jeden Platz. Und diese Einladung, die Kann nicht erkauft werden, die kann nicht durch (frommes) Wohlverhalten  verdient werden.

Am Tisch Jesu ist für jeden Platz. Und weil das, bedingungslos so ist, entwickelt sich daraus ein Neuanfang. Wir sind zuerst angenommen und daraus folgend, nehmen wir andere an. Wir sind zuerst eingeladen und deshalb laden wir andere ein.

Noch mal, weil es so wichtig ist. Wir sind nicht eingeladen weil wir so toll oder wichtig wären, weil wir es uns verdient hätten. Wir sind eingeladen, weil am Tisch Gottes für alle Platz ist. Daraus folgt unser Engagement, unser Einsatz, unser Dienst. Er, Gott tritt in Vorleistung!

Bürgt für uns!

Was für eine großartige Botschaft. Ich bin es nicht wert (aus mir heraus), aber sprich nur ein Wort…….

Was für eine großartige Botschaft.

Umkehr, Veränderung  ist , ganz konkret, möglich. Dazu sind wir eingeladen, dazu sitzen wir am Tisch des Herrn. Gemeinschaft mit Gott entsteht neu und Gemeinschaft mit den Mitchristen entsteht neu, letztlich sind wir eingeladen, unser Leben immer wieder zu erneuern, in der Tischgemeinschaft mit Ihm. Ganz konkret, spürbar: Das ist mein Leib, das ist mein Blut.

Keiner ist ausgeschlossen und keiner muss eine Vorleistung erbringen.

In aller Demut: Großartig. AMEN

Der Friede Gottes der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.  Amen

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