Gottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis (Silberne Konfirmation) - 10.07.2016

Bildrechte beim Autor
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St. Johannis
Predigt:
Diakon Günter Neidhardt
Pfarrer Jörg Mahler
"Meine Hoffnung
und meine Freude"

Predigttext: Apg 2, 41-47
Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. 

1 Diakon Neidhardt: 

Gnade sei mit euch und Friede, von dem der da war und der da ist und der da sein wird. 

Liebe Schwestern liebe Brüder und ganz besonders natürlich: Liebe Silberne Konfirmanden! 

Gott sei Dank, der Stress ist vorbei. Wir können unsere Deutschlandfahnen wieder einholen (bis zur WM 2018) und, so wir mögen, heute Abend ganz entspannt das EM-Endspiel zwischen Frankreich und Portugal anschauen. 

Ihr Lieben, wir entschuldigen uns schon mal bei allen Fußfallmuffeln, bei allen die diesem gekickte nichts abgewinnen können. Sorry, das wird eine Fußballpredigt. Fußballpredigt? Davon steht aber nichts in der Bibel. Ok, Jesus hatte 12 Jünger, das gäbe eine Mannschaft, inklusiv Ersatzspielern. Aber sonst, damals hat man noch nicht Fußball gespielt. 

Was also soll eine Fußballpredigt? Nun, es gibt da erstaunlich viele Parallelen zwischen Fußball und richtigem Leben: 

Fußball-Deutschland fragt sich, und dazu unzählige mehr oder weniger qualifizierte Experten: Woran lag es, dass das Halbfinalspiel am Donnerstag verloren wurde? Was sind denn die Kriterien, die Voraussetzungen dafür, das etwas gelingt, oder eben nicht? 

Das ist doch nicht alles Zufall. Da braucht man doch akribische Vorbereitungen, Analysen, taktisches Verständnis, Fitness, die richtige Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit….. 

Und jetzt drehen wir die Kamera mal weg vom Spielfeld und weg von den Stars auf dem grünen Rasen. Jetzt zoomt die Kamera mal auf uns. Hier in der St. Johannis Kirche, auf euch, die Silbernen Konfirmanden, ja auf uns alle. Und dann weiten wir unseren Blick mal ein wenig und fragen wie im Fußball: Was sind denn die Kriterien, die Voraussetzungen dafür, dass unser Leben gelingt? Taktik? Glück? Training?...... 

Der Bibeltext aus der Apostelgeschichte, den wir eben schon gehört haben, gibt uns da vier ganz wichtige Hinweise: 

1. Bleibt in der Lehre der Apostel, 

2. In der Gemeinschaft, 

3. Im Brotbrechen und 

4. Im Gebet. 

Stellen wir also die Mannschaft auf: Und da unterscheiden wir uns schon mal von einer DFB Auswahlelf: Bei unseren christlichen Auswahlmannschaft kommt es nicht auf Talent, frühe, kontinuierliche Förderung, Sportinternat usw. an. Nein. Petrus sagt: „Ein jeder von uns lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi….“ Damit beginnt es, das ist die Voraussetzung, die Taufe. Und vor 25 Jahren habt ihr genau das in der Konfirmation bekräftigt: Ja, ich will dazugehören, mitspielen. Und es kommt nicht auf Talent, Wissen, Beziehungen oder sonst was an. Es genügt dieses „Ja“ und du bist in der 1. Mannschaft. Getaufte Christen spielen in der Auswahlmannschaft! 

OK, keine Mannschaft ohne Trainer. Trainer legen die Grundlagen, haben eine Idee vom Spiel, vermitteln Wir-Gefühl. Lehren. „Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel“. Ja, das ist ein bisschen Konfirmandenunterricht und ein bisschen ‚“Trainingslager“ während der Konfifreizeit. Grundlagentraining, ohne das niemand auskommt. Eine Basis die trägt, selbst dann wenn ein Match im Lebenslauf mal vollkommen vergeigt wird. Die Grundlage, die Lehre der Apostel, bleibt, trägt, hält. Aufs dranbleiben kommt es an. 

„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel…“ 

Grund genug einen „Fangesang“ anzustimmen: 

Liedvers: (697) Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. 

2. Pfarrer Mahler 

Neben dem Trainer braucht es natürlich die schon erwähnte Mannschaft, ohne die Fußball nicht funktioniert. Würde da auf einer Seite nur ein Einzelkämpfer stehen, hätte er sehr schlechte Tor- und Verteidigungschancen. Genauso wichtig ist es auch, dass die Mannschaft gut zusammenspielt, dass man gegenseitig von seinen Stärken weiß und diese einbringt bzw. die anderen dieses auch zulassen. Ein Einzelkämpfer, der nicht das Zusammenspiel pflegt, kann das Team um den Sieg bringen. 

Die Gemeinschaft ist wichtig, und sie muss gepflegt werden. Was im Fußball selbstverständlich ist, war es auch für die ersten Christen. In der Apostelgeschichte heißt es als Zweites: Sie blieben beständig in der Gemeinschaft. Gemeinschaft hilft dem Leben: Wenn einfach jemand da ist, mit dem man seine Zeit verbringen kann, mit dem man plaudert, ernstes diskutiert oder der einen auch mal wieder aufbaut und Mut zuspricht. Gemeinschaft hilft, Herausforderungen zu meistern: So wie im Fußball jeder seine Gaben hat, der eine ist ein guter Verteidiger oder Torhüter, der andere ein guter Stürmer und Torschütze, ein anderer als Trainer ein guter Beobachter und Motivator, so hat auch jeder im Bereich des zwischenmenschlichen Zusammenlebens seine Gaben: ob er seine handwerklichen Fähigkeiten einbringen kann, sein Wissen um Formulare und Behörden, seine Kochkünste oder Kreativität, sein Zuhören und Beraten. Keiner kann alles alleine können, aber gemeinsam sind wir stark, weil wir die Stärke des anderen anzapfen können. Gut dran ist der, der so eine Gemeinschaft hat, Menschen in der Familie, in der Nachbarschaft, im Verein oder im Freundeskreis oder in der Kirchengemeinde. 

Kirchengemeinde, das ist aber nicht allein das Pfarramt. Wir im Pfarramt bemühen uns natürlich immer wieder, für diejenigen da zu sein, die in ihren Nöten zu uns kommen, und versuchen, auf vielfältige Weise zu helfen, nicht nur seelsorgerlich, sondern auch diakonisch. Aber Kirchengemeinde ist nicht allein das Pfarramt, Kirchengemeinde, das ist jeder, der Mitglied in der Kirche ist. 

Wenn ein Christ den anderen unterstützt, dann ist das genau diese Gemeinschaft, von der wir in der Bibel lesen. 

Diese Gemeinschaft hilft uns und anderen im und zum Leben, aber auch dem Glauben. Jeder hat ja seine eigenen Erfahrungen mit Gott und dem Glauben. 

Da ist man gerade nocheinmal davongekommen oder etwas nicht zu Erwartendes ist geglückt, und man spürt: Da sist ein Geschenk des Himmels, da muss doch Gott geholfen haben. Und wir teilen diese Freude mit anderen. 

Aber auch das kommt vor: Wir oder usnere Lieben haben Schlimmes erlebt und sind in einer Situation nicht bewahrt worden. Dann fragen wir: Warum hat Gott mir so großes Leid zugemutet? Da tuts gut, mit anderen drüber zu reden, andere Christen zu fragen, wenn denn sie Gott und das Dunkel zusammendenken, welche Erfahrungen sie gemacht haben. Sich von Gott abzuwenden ist leichter. Solche Gespräche aber können uns eine neue Tiefe zeigen, verarbeiten helfen und uns die kraft Gottes, die gerade auch im Schweren wirksam ist, anzapfen helfen. 

Auch das kommt vor: Jemand hat sich lange nicht mehr mit dem Glauben beschäftigt, und möchte nicht nur neu auf Gott zugehen, sondern auch alles ganz offen durchdenken: Wie ist das überhaupt mit der Bibel? Wie ist die entstanden, und ist die wirklich Gottes Wort? Und wenn ich sie lesen will, wo fange ich da am Besten an? Wie wirkt Gott in unserer Welt? Manchmal haben wir Fragen, existentielle oder neugierige. Aber oft trauen wir uns nicht, die zu stellen, weil es ja peinlich ist. Die Gemeinschaft in der Gemeinde ist ein Raum, um diese Fragen zu stellen und zu diskutieren. Denn als Gemeinschaft sind wir nicht nur auf dem Weg des Lebens unterwegs, sondern auch auf dem Weg des Glaubens. Die Erfahrungen von anderen mit Gott können uns selber helfen, manches klarer zu sehen, neue Perspektiven zu gewinnen. 

Und noch eins: „Sie hielten die Mahlzeiten mit freudigem Herzen“ schreibt Lukas über die ersten Christen – auch das gehört zur Gemeinschaft: dass man miteinander isst, miteinander quatscht und miteinander fröhlich ist. Einfach so. 

Sie blieben aber beständig in der Gemeinschaft. Laßt uns Gott danken für die Gemeinschaft, in die er uns stellt. Lasst uns das tun, indem wir noch einmal in unseren christlichen Fangesang einstimmen: „Meine Hoffnung und meine Freude“. 

3. Diakon Neidhardt 

Holger Stromberg heißt der Koch der deutschen Nationalmannschaft. Nicht irgendein Koch, nein schon einer mit Stern! Und auch bei der Auswahl der Speisen wird nichts dem Zufall überlassen. Was gegessen wird, wann in welcher Menge, alles genau ausgetüftelt. Klar, es geht dabei um Fitness, um die Förderung der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit. Um den gesunden Körper und den fitten Geist. Die richtige Ernährung, gerade für Sportler, kann eine entscheidende Rolle spielen. 

Wie ist das nun bei uns Christenmenschen im „Spiel“ unseres Lebens. Lukas, der in Apostelgeschichte das Leben der ersten christlichen Gemeinde beschreibt, gibt uns mit dem heutigen Predigttext wiederum einen entscheidenden Hinweis. 

„Sie blieben aber ständig in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft und im Brotbrechen……“ 

Wir können das in zwei Richtigen verstehen. Zum einen war es in der Urgemeinde tatsächlich so, dass bei den Zusammenkünften gemeinsam gegessen wurde. Jeder brachte mit was er hat, und gemeinsam wurde das Mahl geteilt. Ein Zeichen der Gemeinschaft, der Solidarität untereinander. 

Zum zweiten verweist uns der Begriff „Brotbrechen“ natürlich auf das heilige Abendmahl. In der gemeinsamen Feier des Abendmahls treten wir immer wieder neu in eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus und er zu uns. Das Abendmahl so wie wir es ja heute auch feiern werden, stärkt uns und unseren Glauben. Es ist geistige Nahrung die uns als Christenmenschen fit hält. Brot und Wein geben neue Kraft für unsere Aufgaben, für unser Leben, für unsere Gemeinschaft. Es erneuert immer wieder unsere Beziehung zu Gott. 

„Sie bleiben beständig im Brotbrechen….“ Wirklich kein unwichtiger Faktor im und für gelingendes Leben. Und: Ein Grund zu singen: 

Meine Hoffnung und meine Freude… 

4. Pfarrer Mahler: 

Wenn ich regelmäßig trainiere oder Sportmache, dann bin ich fit. Manche Krankheiten haben dann keine Chance oder heilen schneller. Eine gute Kondition, ein guter Herz-Kreislaufapparat, eine fitte Muskulatur mit Kraft in Armen, Beine und Schulter – da fällt manches leichter. Aber dafür muss ich etwas tun, trainieren. 

Auch im Glauben gibt es so etwas, das uns Kraft gibt, mit dem vieles leichter geht und das die Seele bei Verletzungen schneller heilen lässt. Und das ist leichter als jedes Training. Nämlich das Gebet. 

Ohne zu beten bin ich übrigens kein Christ. Denn Gebet, das ist nichts anderes als das Gespräch mit unserem Gott und Herrn. Wenn ich mit jemandem zusammenlebe, dann reden wir auch: mit Ehepartner oder Kindern – über die täglichen Besorgungen, über das, was uns beschäftigt, uns glücklich oder traurig macht. Als Christen leben wir mit Gott, und so ist es nur natürlich, dass wir auch mit ihm unser Leben teilen: ihm immer wieder danken, oder klagen und bitten, oder über seine Wege mit uns im Gebet staunen. Das Gebet ist eine Kraftquelle: Ich übergebe meine Sorgen Gott, befehle ihm alles an, und gehe im Vertrauen darauf, dass er mich unterstützt, meine Wege weiter. 

Wie geht beten? Dafür gibt es keine Regel: einfach das, was aus dem Herzen kommt, Gott sagen. Mit unseren eigenen Worten. Manchmal, da kann es guttun, mit Worten anderer zu beten, z.B. Gebete der Bibel zu sprechen: Die Psalmen in der Bibel sind ein ganzes Buch voller Gebete für viele verschiedene Situationen. Deshalb steht am Anfang unserer Gottesdienste auch immer ein Psalmgebet, der Introitus. Einen wunderschönen Dankespsalm zur heutigen Jubelkonfirmation haben wir vorhin miteinander gesungen. Und wir beten in jedem Gottesdienst das Gebet, das uns unser Herr gelehrt hat. 

Beim Beten danken und bitten wir nicht nur für uns, sondern bringen auch die anderen Menschen und die Sorgen und Nöte der Kirche, der Gesellschaft und der ganzen Welt vor Gott. Wir bitten ihn, dass sein Wille geschehe, sein Reich komme, und sich alles zu Gerechtigkeit und Frieden verwandeln möge. Das Gebet gehört zu meinem Tag wie das tägliche Brot. Singen wir ein viertes mal den Fangesang als Dank dafür, dass wir durchs Gebet Kontakt zu unserem Gott haben dürfen: Meine Hoffnung und meine Freude. 

Ende: 

„Und es geschehen noch Zeichen und Wunder“, schreibt Lukas. Wer in der Lehre der Apostel bleibt, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet, der erlebt sie, diese Wunder des Glaubens. Es gibt viele kleine und große Wunder, die wir Christen in unserem Leben mit Gott erleben. Der Glaube hilft mir, mein Leben zu gestalten, in Freude und Schmerz. Wenn jemand sagt: Glaube und Kirche, das ist doch von gestern, dann sage ich ihm, dass ich dem Glauben treu bleibe, weil er seit 2000 Jahren seine segensreiche Kraft im Leben von uns Menschen und in unserer Gesellschaft entfaltet. 

Ob ich nun die neuste Mode trage oder nicht, das neuste Handy habe oder nicht - das ist egal. Bei diesen Fragen darf ich altmodisch oder modern sein. Aber im Glauben bleibt es dabei: die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft, das Brotbrechen und das Gebet sind die Kennzeichen der Christen und ihrer Gemeinden; Kennzeichen, die 2000 Jahre alt sind, aber immer gleichwichtig und gleichmodern bleiben werden. Und ich möchte einladen, diese Schätze neu zu entdecken: einmal wieder die Bibel aufzuschlagen und ihre Worte mit dem eigenen Leben zusammenzudenken, wieder einmal ganz bewusst zu beten, sich über die Gemeinschaft mit anderen zu freuen und heute ganz bewusst zum Abendmahl zu gehen. 

Und ich wünsche Euch als Jubilaren, aber auch uns allen, dass jeder von uns immer wieder den Segen spürt, der in diesen Schätzen liegt, in Gottes Wort, in der Gemeinschaft, im Abendmahl und im Gebet. Amen. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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