Gottesdienst am 5. Sonntag nach Trinitatis (Silberne Konfirmation) am 5. Juli 2015

Bildrechte beim Autor

St. Johannis

Predigt:

Diakon Günter Neidhardt

"Verdammt lang her"

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott unserem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist. AMEN

Wir hören einen kurzen Abschnitt aus dem Lukasevangelium (17, 20+21)

20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann;

21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Bitten wir in der Stille um Gottes Segen für sein Wort.

Herr segne unser Reden und Hören. Amen

 

Liebe Gemeinde und natürlich ganz besonders liebe Jubelkonfirmanden und  - Konfirmandinnen.

Diese Anrede, JUBEL- , Jubiläumskonfirmierte, die Anrede klingt vielleicht etwas ungewohnt. Kann es denn sein?  25 Jahre sind es schon wieder her, seit wir hier in der St. Johanniskirche unsere Konfirmation gefeiert haben. Ja gesagt haben zu unserem Gott und seiner Gemeinde.

Aufregend, und vielleicht ein bisschen unsicher, so ungewohnt im Mittelpunkt zu stehen. Vielleicht habt sogar euch sogar ein bisschen unwohl schicken neuen Kleid, im neuen Anzug.

25 Jahre ist das her. Verdammt lang ist das her.

Und in der GZ Disco und auch sonst überall  lief garantiert das hier:

Musik: BAP:  Verdammt lang her

»Verdammt lang her« – auch wenn das Lied sogar etwas  älter ist als 25 Jahre, noch etwas älter als das Jubiläum das wir heute feiern – ihr kennt: BAP und »Verdammt lang her«. (Ich konnte das auf euren Gesichtern sehen)

Eine wunderbare Mischung aus Partyhymne und Leicht-melancholisch-in-Erinnerung-Schwelgen: »Ich weiß noch wie« und: »det war de zick« Das war die Zeit, (ich will mich nicht weiterhin mit Kölschen Dialekt blamieren)  Das war die Zeit, singt Wolfgang Niedeggen – wer kennt es nicht …

Eine Mischung, diesem Tag heute nicht unähnlich.

Zwischen Partystimmung – also: nette Leute (wieder)treffen, aufgeregt, gespannt, freudig, neugierig, manche die sich vielleicht kaum noch wiedererkennen, „ach, du bist es!“,  und: „Erzähl doch mal, was machst du jetzt. Wo bist du. Und was ist mit Familie? Frau Kinder, Arbeit.

Dich hätte ich nicht mehr wieder erkannt.“ – Partystimmung … und Erinnerung: Verdammt lang her – dieser Tag in eurem Leben, ein sehr besonderer Tag, vermutlich jedem in mehr oder weniger lebhafter Erinnerung.

Viele von euch haben inzwischen Kinder im selben Alter, pubertierend wie man so sagt, also die Zeit in der Eltern schwierig werden. So waren  wir alle mal. Und vielleicht habt ihr sogar mit euren Kindern schon Konfirmation gefeiert und es ist heute ein bisschen ein déjà-vu.

Damals habt ihr in der Kirchenbank gesessen wie heute, hier in St. Johanniskirche, viele wart ihr, 35 im Ganzen   , Pfarrerin Uschi Butz-Will und Pfr. Zuber haben euch konfirmiert und der Jugendiakon (der für die GZ Disco zuständig war) das war der Gerhard Landes.

Ihr habt gebeichtet und im Gottesdienst seid ihr, unter Handauflegung, gesegnet worden, mit den Segensworten die euch mit allen Vorgänger Konfirmandenjahrgängen und mit den jetzigen und mit allen zukünftigen Konfirmanden verbindet:

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, gebe dir seine Gnade.

Schutz und Schirm vor allem Bösen,

Stärke und Hilfe zu allem Guten,

dass du bewahrt wirst zum Ewigen Leben.

Friede  sei mit Euch.

»Verdammt lang her.«  Eine gefühlte Ewigkeit.  Was ist gewesen seitdem, wie ist es euch, wie ist es dir ergangen, mit Gott und der Welt?

Dieser Tag heute ist wie geschaffen für einen inneren Stopp: einen Moment mal anhalten, schauen, was war, wie alles geworden ist.

Wie es mir ergangen ist – damals 14, heute 40 – wirklich verdammt lang her!

Wie ist es gelaufen?

Was war gut, richtig klasse, großartig, wunderbar – die Highlights?

Wo war großes Glück, große Liebe. Was ist  gelungenes, wo habe ich Erfolg gehabt, etwas geschafft? Heirat, Familie, Hausbau, Beruf.

Bin wieder gesund geworden oder habe mit Krankheit leben gelernt?

Wo, wann war ganz große Freude?

Ist alles so gekommen, wie ich es mir vorgestellt, vorgenommen habe?

Hab ich’s mir so vorgestellt, wie es jetzt ist?

„Ob ich jetzt da bin, wo ich hingewollt habe“, singt BAP und „ob mir meine Farbe auf dieser Tour nicht vertrocknet ist“

Das Leben ist ja meist für Überraschungen gut, nicht alles läuft nicht Plan: Vielleicht hat es ganz andere Wege genommen, die Pläne durchkreuzt, unvorhersehbare Wendungen, vielleicht waren auch Sackgassen dabei.

Das hätte ich mir nicht vorstellen können.

Auch Scheitern gab es sicher. Beziehungen sind vielleicht zerbrochen.

Nochmal BAP:

 „Wer alles, wenn es gut läuft, hinter dir her rennt,
deine Schulter klopft, und dich plötzlich hofiert,
sich ohne rot zu werden bester Freund nennt
und dich tags drauf ganz einfach ignoriert.“

Vielleicht haben Krankheiten Pläne durchkreuzt, vielleicht bist du dem Tod begegnet, weiter weg oder ganz nah dran.  – zwischen 14 und 40 ist alles drin, da geschieht ungeheuer viel.

Aber viel Bewahrt-worden-Sein gab es in diesen Jahren: noch mal davon gekommen, du selbst oder die dir am Herzen liegen.

Jede und jeder von euch kann seine Geschichte erzählen. Und gerne will ich euch dazu ermuntern. Einander zu erzählen.

Ich finde jedenfalls, heute ist ein guter Tag, ein guter Ort ist der Gottesdienst sowieso, um dem Herrn dieses Hauses von Herzen zu danken!

Dank für vieles Gute, vielleicht Dank auch für manches Schwierige, manchmal stellt es sich rückwärts betrachtet als Geschenk der besonderen Art heraus. Etwas an dem wir gereift sind. Dank für Bewahrt-worden-Sein bis jetzt.

BAPs »Verdammt lang her«-Sänger Wolfgang Niedeggen hatte vor ein paar  Jahren einen schweren Schlaganfall überlebt. In einem Interview sagte er: »Ich habe ein so unfassbares Glück gehabt, dass ich feststellen kann: Mein Gottvertrauen wächst.«

Verdammt lang her: Damals, vor 25 Jahren, hat jeder und jede von euch gesagt: Ja, mit Gottes Hilfe. Ja, ich will meinen Weg mit Gott machen.

Und noch mal Rückblick: Welche Spuren gab es da von Gott in deinem Leben? Welchen Abdruck und welchen Eindruck hat er hinterlassen.

Im Glück sind sie leichter, ihn zu finden, auch wenn Gottes zutun  gerade da schneller in Vergessenheit gerät.

Gibt’s Spuren auch im Schwierigen, im Ausgehalten-Haben, im Durchgekommen-Sein?

„Verdammt lang her, dat wir jesprochen ham“, dass wir gesprochen haben, … dass ich an dich geglaubt«, singt Niedeggen.

Manche sind mit Gott im Gespräch geblieben. Gott und Glauben, klar gibt’s das für mich, sagen die einen, auch wenn man oft gar  nicht so sehr drüber spricht. Aber natürlich gehört er dazu.

Für andere ist es »verdammt lang her, dass wir gesprochen ham«. Lang nicht mehr mit ihm gesprochen, lang nicht mehr nachgedacht über Gott.

Heute ist eine gute Gelegenheit anzuknüpfen, den Faden wieder aufzunehmen, neu ins Gespräch zu kommen. Sich einlassen auf ihn und seinen Segen. Einen Versuch ist es allemal wert.

„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Segen weitergeben, das  ist eine Konsequenz aus dem Konfirmationssegen.

Ihr habt sein Wort – ich will dich segnen – seit 25 Jahren, und sicher ist viel Segen gewesen in eurem Leben bis heute. Segen empfangen und Segen weitergeben. Anderen zum Segen werden.  Das ist eine Konsequenz aus dem Konfirmationssegen.  

Das ist auch gemeint, (Wir haben den Bibeltext eingangs gehört)  wenn Jesus auf die Frage der Pharisäer, wann denn das Himmelreich kämme, antwortet: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.

Es geht jetzt in die zweite Halbzeit eures Lebens, könnte man rechnen, so circa. Wenn alles gut geht.

 „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Nehmt seinen Segen heute mit, wieder mit. Bleibt im Gespräch mit ihm, lasst euch erinnern: Ihr seid gesegnete, von Gott begabte, beschenkte Menschen, und ihr habt das große Glück: Ihr dürft und könnt seinen Segen mitnehmen und weitergeben. Dafür gibt es verdammt viele Möglichkeiten. Und natürlich gilt das nicht nur für Jubelkonfirmanden.

Amen

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, verleihe uns seinen Frieden.

Amen 

nach oben