Gottesdienst am 15. Sonntag nach Trinitatis im SWZ AWO und in St. Johannis

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SWZ AWO, St. Johannis

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

"Sorget euch nicht"

Gnade sie mit euch und Friede, von Gott dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen

„Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Habt ihr auch so gut geschlafen? Na dann ist ja alles klar!“

Sicher kennen Sie dieses Liedchen, mit dem Jürgen von der Lippe so richtig bekannt wurde. „Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Habt ihr auch so gut geschlafen? Na dann ist ja alles klar!“ So singt er und viele von uns können mitsingen, nicht nur weil die Melodie so gut ins Ohr geht, sondern weil wir vielfach ja auch dem Test zustimmen. Das kennt doch auch jeder von uns: Sofern uns unsere großen und kleinen Sorgen nicht schon im Traum verfolgt haben, spätesten beim Aufwachen holen sie uns wieder ein und alle sind sie da, die Sorgen und Belastungen.

Ob es nun die Sorge um die Mathenote und die nächste Klausur ist, die Sorge um die Familie, die Kinder. Manchmal ganz abstrakt und allgemein: Werden meine Kinder ihren Weg finden, glücklich werden? Manchmal ganz konkret: Wir mein Mann die Operation gut überstehen. Die Sorge um einen selbst: Werde ich im Alter noch fit sein, oder werde ich Hilfe brauchen, reicht das Geld ?

Nicht zuletzt bereiten uns die Nachrichten aus Zeitung und Fernsehen Sorgen. Wie ist es um die Zukunft unseres Planeten bestellt, Klimawandel, Naturkatastrophen, Krieg und Bürgerkrieg, islamistische Fanatiker und die Flüchtlinge vor dem Terror und dem Krieg, vor Hunger und Elend?

Angesichts der Herausforderungen dieser Welt, kommt uns so ein einfaches Liedchen ja schon wieder recht banal vor.

Unser heutige Predigtest geht der Frage nach, wie wir leben können, ohne uns von den Sorgen zu Boden drücken lassen. In der Bergpredigt, also im Matthäusevangelium im 6. Kapitel gibt uns Jesus eine  Antwort auf die Frage wie wir mit unseren Sorgen umgehen können / sollen und er fordert uns auf, das in bestimmter Weise zu tun.

Hören wir das Wort aus der Heiligen Schrift, das uns für heute vorgeschlagen ist:

(Math. 6,25-34)

Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Liebe Gemeinde,

das soll es jetzt sein. Das soll die Antwort auf unsere Sorgen und Ängste sein. „Sorget nicht“ sorge dich nicht. Das ist schon ein bisschen eine

Zumutung.

Oder? Wie soll das gehen? Da sind ganz konkrete Probleme in der Ehe, mit den Kindern, in Familie und dann so ein lapidares „Sorge nicht“, „reg‘ dich nicht auf“. Da ist die 50. Absage auf die 50 Bewerbung gekommen. „reg‘ dich nicht auf“.

Geradezu zynisch kommt mir so ein „sorget nicht“ vor angesichts von Leuten die, menschenfeindliche Parolen skandierend, durch die Straße unsere Städte marschieren (wie am vergangen Montag in Sonneberg).

Und kann es denn sein, dass Jesus meint wir bräuchten uns nicht um unsere Kleidung und unsere Nahrung kümmern. Wir leben doch nicht im Schlaraffenland und niemand hat ein Tischlein deck dich zuhause.

Gewiss, Jesus war ein Wanderprediger und allzu viel an persönlichem Bedarf hat er sicher nicht gehabt. Dennoch, weltfremd, realitätsfern war er doch nicht, so kenne und versteh ich Jesus nicht.

Also: Noch mal nachgedacht!

Es geht Jesus nicht darum, dass wir fatalistisch die Hände in den Schoß legen und einfach alles tatenlos hinnehmen. Aber: Er will uns ein Gegenbild vor Augen halten und damit sagen: Lasst euch von euren Sorgen nicht erdrücken, nicht fesseln. Macht euch nicht abhängig von dem was euch drückt, denn sonst kreist Ihr nur noch  um euch selbst, seid Gefangene eurer Nöte.

Bei aller Vorsorge, Absicherung, die wir treffen muss es uns ja klar sein:

Eine Krankenversicherung schützt nicht vor Krankheit.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung schütz nicht vor Berufsunfähigkeit, die Unfallversicherung verhindert keine Unfälle und eine Lebensversicherung verlängert kein Leben. Lediglich finanzielle Folgen werden gemindert.

Sorget nicht, das heißt: Macht euch nicht abhängig. Es heißt:

Gründet euer Vertrauen auf Gott der wie ein Vater für seine Kinder sorgt.

Die beiden Beispiele die Jesus anführt verdeutlichen das:

Die Vögel die nicht säen und ernten nicht und Gott der Herr versorgt sie doch. So können wir vielleicht etwas von der Leichtigkeit der Vögel, ihrem Gesang lernen, auch wenn das Leben der Vögel ständig bedroht ist, und sei es von Nachbars Katze.

Auch wenn wir keine Lilien auf dem Felde, keine bunten Blumen sind, können wir anhand der Pflanzen begreifen, wie viel Lebenskraft Gott seinen Geschöpfen gibt. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Raffinesse und welcher Kraft sich etwa Wildpflanzen selbst durch Teerdecken kämpfen. Ja, die Vögel und die Pflanzen sind ein guter Hinweis darauf, wie Gott auch für uns sorgt und sich um uns sorgt.

„Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft“. Diese Zusage seiner Fürsorge galt den Hörenden damals und gilt uns heute. Sicher mögen sich die Inhalte unserer Sorgen geändert haben, Sorgen sind geblieben. 

„Guten Morgen liebe Sorgen seid ihr auch schon alle da…..“ Jesus ermahnt, erinnert uns daran, uns nicht von den Lasten des Alltags, von den Lasten unseres Lebens erdrücken zu lassen. Er fordert dazu auf, gelassener zu werden. Wir können, wir dürfen uns auf die Fürsorge Gottes verlassen. Wir dürfen unsere Sorgen vor ihn bringen.

Liebe Gemeinde, unser Predigtext ist eine Zumutung,

ganz gewiss. Natürlich sollen und können wir nicht wir nicht alle gerade sein lassen und wir werden wohl auch immer wieder in Situationen kommen die uns Sorgen bereiten. Unser Text ist aber auch eine

zuMUTung.

Jesus mutet uns einiges zu, macht aber zugleich MUT, uns nicht erdrücken zu lassen, uns nicht hinunterziehen zu lassen, von den Sorgen. Im Vertrauen auf Gottes Fürsorge müssen wir uns nicht den Schlaf rauben lassen. Gott weiß was wir zum täglichen Leben brauchen. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen“. Das ist ein großartige Verheißung. Vertraut zuerst auf Gottes Fürsorge, denn er gibt die nötigen Kräfte und Hilfen, den Sorgen des Lebens standhalten zu können.

Das Streben nach dem Reich Gottes ist dabei gar nichts abstraktes, Fernes, Jenseitiges. Es hat schon begonnen: Da wo Kranke besucht und gepflegt werden, da wo Fremde als Gäste willkommen geheißen werden, da wo mittellose Menschen mit Kleidung und Nahrung versorgt werden, wo Menschen einander beistehen, teilen. Wo Menschen füreinander da sind, wo wir uns nichts neiden, da ist das Reich Gottes, da ist Gottes Fürsorge, die ja auch durch Menschen geschieht, durch unsere Hände, spürbar.

Liebe Gemeinde,

„Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da, habt ihr auch so gut geschlafen, na dann ist ja alles klar…..“

Irgendwie gefällt mir das Liedchen dann doch. Es drückt eine gewisse Leichtigkeit aus. Und etwas Leichtigkeit in aller Ernsthaftigkeit tut uns, glaube ich,  ganz gut.

Es macht  tatsächlich Mut. Mut uns einzusetzen, dass uns unsere Sorgen nicht erdrücken, Mut auch Lösungen zu finden, die die Sorgen anderer kleiner werden lassen.

Mut auch, auf Gottes Führung auf seine SORGE zu vertrauen. Glauben, auch wider alle Vernunft. Leben, auch wider allen Augenschein.

Wir müssen, sollen nicht blauäugig durchs Leben laufen aber gelassener (da steckt das Wort „lassen“, wie „Loslassen“ drin).

So gelassen, dass wir am Morgen gelassen aufwachen und mit einem Schmunzeln singen:

„Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da, habt ihr auch so gut geschlafen, na dann ist ja alles klar…..“

AMEN

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