Andacht zum Heiligen Abend

Gott, wenn wir heute überall auf der Welt deine Geburt feiern, wenn wir den Himmel vom Gesang der Engel erfüllt sein lassen, ......

So beginnt das Gebet für die Heilig Abend Andacht im Buch "Unter Sternen gehen" der Iona Community.

In diesem Jahr wird es wohl viel leiser sein. Viele von uns werden das vielstimmige "O du fröhliche" am Ende der Weihnachtsgottesdienste vermissen.

Doch vielleicht liegt ja gerade in dieser Stille auch eine Chance. Die Chance die uralte Geschichte neu zu hören. Die Geschichte, die mit den Worten beginnt: Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde.

Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger von Syrien war.

Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war.

Ich weiß nicht was Ihnen diese Geschichte neu erzählen wird. Ich wünsche Ihnen aber, dass es Worte der Hoffnung und ja, auch Worte der Freude sind. Wie heißt es doch in einem unserer Weihnachtslieder: „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein!“

Ich wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Gott, du bringst uns gute Neuigkeiten,
die gute Nachricht:
Heute beginnst du, unserem Leben
als Einzelnen und als Gemeinschaft
eine neue Gestalt zu geben.
Du beginnst damit nicht außen, sondern innen.
Du beginnst an einem verborgenen Ort.
Hinter dem Wirtshaus. Vor der Hochzeit.
Zur falschen Zeit.
Du lädst dazu eine Handvoll Gäste ein,
Hirten, sicher einige Dorfkinder,
vielleicht auch ein paar Tiere.
Du schließt dich der Gemeinschaft derer an,
die im Verborgenen leben,
der Heimatlosen und Hoffnungslosen,
der Flüchtlinge, die einem Tyrannen entgehen wollten.
Später stößt du auf Fischer,
einen Steuereintreiber, wieder Kinder.
Kleine, Unbedeutende, Vergessene, Ängstliche.
Solche Leute suchst du dir aus,
während du nach und nach
das Geheimnis eines Reiches offenbarst,
das die Welt verändern wird.
Von innen heraus. Von einem verborgenen Ort aus.


Gott, wenn wir heute überall auf der Welt
deine Geburt feiern,
wenn wir den Himmel vom Gesang der Engel
erfüllt sein lassen,
wenn wir an das neue Jahr denken
und um Frieden auf Erden bitten,
dann erinnere uns an die verborgenen Orte,
an die vergessenen Menschen,
an die bescheidenen Anfänge und die Zeit, die nötig ist,
an das Tempo des Langsamsten
und die Träume der Kinder,
an das menschliche Maß und die Seele unserer Städte
und an die Freiheit, unsere geheimen Orte zu schaffen.

Erinnere uns daran, dass die große Freude,
die du allen Menschen verheißen hast,
bei denen beginnt, die sich am meisten nach ihr sehnen,
an den Orten, wo sie im Verborgenen leben.
Erinnere uns zwischen all dem weihnachtlichem Kitsch
und Geklimper daran,
dass manche Menschen draußen in der Kälte stehen
und dass du gerade dort und bei ihnen
noch einmal in die Welt kommst,
dass du dort und durch sie die Welt verändern willst.

Hilf uns, dich wieder zu finden am verborgenen Ort.

Amen