Gotesdienste im Curanum und in St. Johannis am Palmsonntag - 25. März 2018

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Curanum, St. Johannis

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

 "Neuanfang"

Liebe Gemeinde, eine andere Geschichte von einem Einzug Jesu, diesmal in Jericho, steht im Mittelpunkt der Predigt. Eine sehr bekannte Geschichte: 

Lukas 19, 1-10 Zachäus

Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. 

Der Herr segne unser Reden und Hören. 

Nein, mit dem wollte wirklich keiner was zu tun haben. Zachäus, der Zolleintreiber der Römer, ein Kollaborateur, der zuerst auf seinen eigenen Vorteil schaute. Nein, dem ging man aus dem Weg, wechselte die Straßenseite wenn man ihn kommen sah. Leider konnte man ihm nicht immer ausweichen, mancher war abhängig von ihm. 

Und dann das: Wie ein Lauffeuer breitete es sich aus. Jesus kommt nach Jericho, Jesus kommt in die Stadt. Höre ich da auch ein Hosianna? Jubelrufe? Die Menge die da zusammenkommt ist jedenfalls groß, sehr groß. Was erwarten die Menschen von Jesus? Was erwartet Zachäus von Jesus. Warum will er ihn sehen. Sieht er in Jesus eine Chance, die Chance seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Ein anderes Leben, die Möglichkeit zur Umkehr. Eine neue Chance auch für ihn, den Betrüger und Halsabschneider? 

Das Gedränge ist groß als der kommt, von dem es heißt er bringt Heil, ermöglicht eine neue Beziehung zu Gott. Manche da am Straßenrand machen sich Hoffnung, dass sich ihr eigenes Leben in der Begegnung mit Jesus ändern wird. Zum Guten. Höre ich da Hosiannarufe? 

Die Menge ist groß, Zachäus ist klein. Mancher macht sich breit als er Zachäus bemerkt. Ellenbogen raus. Der kommt da nicht durch. Der stört. Der gehört nicht hierher. Und jetzt klettert er auch noch auf einen Baum. Das macht man einfach nicht. Getuschelt wird. 

MUSIK 

Bei Jesus ist eben alles anders. Er verrückt alle Sitten und Maßstäbe, wenn dadurch das Heil eine Chance bekommt. Es reicht Jesus schon aus, dass da einer ist, der alles dran setzt, ihn nur zu sehen. Es reicht Jesus aus, dass da einer sich mit ganzem Körpereinsatz, mit allen Sinnen diesen Wunsch, diese Sehnsucht erfüllt: Jesus sehen. Das ablehnende Getuschel war Zachäus egal. Er kannte es ja sowie nicht anders. Diese Sehnsucht ist der Türöffner für Zachäus. Diese bedingungslose, innere Sehnsucht. Die kaum zu hoffen wagt, das eine Veränderung möglich wäre. Das das Leben eine neue Richtung bekommt. 

Und Jesus erkennt: Da ist einer, in der Menge der Menschen, das ist EINER, der offen ist für neues. Jesus kann ihn so ansprechen, weil Zachäus den Mut hat, seine Sehnsucht zu zeigen. Und ich denke sogar da ist noch mehr. Zachäus kann seine Sehnsucht endlich auch spüren, weil ihm der entgegenkommt, der ihm neues Leben ermöglicht. das ist der Türöffner. Und Zachäus ist bereit, diese Chance zu ergreifen. 

„Ich muss heute in deinem Haus einkehren“, Zachäus. Mischt sich da nicht in das Gemurmel der Menschen schon ein erstes „Kreuziget ihn!“ Wie kann er nur, gegen alle Sitten und Gebräuche gegen alle religiösen Gepflogenheiten…. Höre ich da schon dieses „Kreuziget ihn?“ Zachäus jedenfalls ergreift die Chance 150%ig. Aus der Begegnung mit Jesus erwächst diese Veränderung. Ganz konkret. Gib allen denen , denen er geschadet hat eine großzügige Wiedergutmachung. Beginnt neu! „Heute ist diesem Haus Heil wiederfahren“. Neues beginnt. 

Eine Rückfrage an uns: Halten wir uns diese Sehnsucht offen, dieses sehende suchen nach Gott. Auch dann, gerade dann wenn nicht alles rund läuft? Sehnsucht nach dem, der einen Blickwechsle in unser Leben bringt, der unsere Sehnsucht nach Leben verrückt. Sehnsucht nach Veränderung, nach Heil, nach Mut, 

Mag ja sein, dass wir so wenig von Gottes Wirken in der Welt erkennen. Mag ja sein, dass uns unser Alltag zu banal erscheint um daraus Hoffnung schöpfen zu können. Mag ja alle sein. Die Zachäusgeschichte lehrt uns: Gott ist unkonventionell und unsere Sehnsucht nach ihm, ist schon Antwort auf sein Kommen. Ob wir Gott da finden, wo wir ihn erwarten, das kann ich nicht versprechen. Die Menschen in Jericho hatten auch eine ganz andere Vorstellung. 

Worauf ich aber sicher vertraue ist dies: Veränderung ist möglich. Neuanfang ist Programm. Heute beginnt die Karwoche. Eine Woche, die in besonderer Weise das Sterben des Alten und das Werden des Neuen ausdrückt. Nur wenn das Korn in die Erde fällt und stirbt, kann daraus neues, verändertes Leben wachsen. 

AMEN 

Singen wir: 98: Korn das in die Erde fällt

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