Gottesdienst am Ostersonntag - Auferstehungsgottesdienst 04.04.2021



Predigt:

Diakon Günter Neidhardt

"Der, den ihr sucht, ist nicht da!"

Predigttext: Matthäus 28, 1-8

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.

Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.

Predigt:

Kanzelgruß

Liebe Schwestern liebe Brüder,

„Als aber der Sabbat vorüber war“ so beginnt das Osterevangelium, das wir eben gehört haben.

Als aber der Sabbat vorüber war, diese letzten Tage die so verwirrend, so quälend war. Diese Tage der Demütigung und Menschenverachtung. Verrat, Urteil, Rechtsbruch, Folter, Tod.

Als aber der Sabbat vorüber war. Ja, diese grausame Woche, diese schlimmen Tage müssen erst vorüber sein, bevor etwas Neues Raum greifen kann.

Der jüdische Sabbat »ist vorüber« am Samstagabend, sobald der dritte Stern sichtbar wird am Firmament. Denn der Sabbat beginnt am Freitagabend. Jüdischer Brauch lässt den neuen Tag bereits am Vorabend beginnen. Dieser Brauch ist geleitet von der Schöpfungserzählung in der es nach jedem Schöpfungswerk heißt:  „So ward aus Abend und Morgen ein neuer Tag“ (und nicht aus Morgen und Abend!).

Mit dem Beginn dieser neuen Woche, und diesem besonderen Tag, dem Tag der Auferstehung läutet der Evangelist nicht nur eine neue Woche ein Nein, es beginnt ein ganz neues Zeitalter.

Da erbebt nicht nur die Erde, da zerreißt nicht nur der Vorhang im Tempel, wie es Matthäus zu Jesu Tod berichtet. Da geht alles drunter und drüber. Alles wird neu. Und da rollt nicht nur der Stein von der Grabhöhle weg, da fallen auch Steine vom Herzen.

Die beiden Frauen sind gekommen, „um nach dem Grab zu sehen“. Sie sehen - nichts. „was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ heißt es an anderer Stelle. Sie sehen nichts, aber sie schauen. Ihrem inneren Auge bietet sich etwas Helles, das sie später als leuchtende Engelsgestalt beschreiben.

Erstaunen, Entsetzen, Ratlosigkeit. Da fehlen erst mal die Worte. Könnte singen helfen?

Etwa so:
„Die Sonne geht auf, Christ ist erstanden, die Nacht ist vorbei. Vergessen sind Ängste, Not Kummer und Schmerzen, wir atmen frei und singen von Herzen: Die Sonne geht auf, Christ ist erstanden! Die Nacht ist vorbei.

Das leben beginnt, Christ ist erstanden! Der Tod ist besiegt, Christ ist erstanden, das Leben beginnt.

Lied:  Die Sonne geht auf

Ihr Lieben,

Fürchtet euch nicht, so spricht der Engel zu den Frauen im leeren Grab. Fürchtet euch nicht! Es ist fast als wiederhohle sich das Weihnachtsgesehen. Auch die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem erschrecken vor dem Licht und auch sie bekommen gesagt: Fürchtet euch nicht. Ein Echo von Weihnachten am Ostertag. Ja, ein Kreis schließt sich: Jesu Geburt, sein Wirken, sein Tod, seine Auferstehung. Für uns gestorben, begraben auferstanden!

So sehen wir das heute, in der Rückschau, so ordnen wir das ein. Maria und Maria von Magdala können das (noch) nicht so sehen.

„Den, den ihr sucht, ist nicht da“.

Hier ist er nicht. Ja, wo ist er denn, schreit es lautlos aus der Maria aus Magdala heraus.  Verzweiflung. Und dann hörte sie nicht leicht entzifferbare Wortfetzen wie „aufgeweckt“, „auferweckt“, „aufgestanden“, „auferstanden“. Unverständlich, unbegreiflich, fassbar nicht. Wohin denn? Wohin denn auferstanden? Wo kann ich ihn finden? Wohin soll ich denn gehen?

Die Antwort lässt nicht auf sich warten: Geht zu seinen Jüngern und sagt es ihnen!

Das ist noch mal eine extra Betrachtung wert.

Ach, werden sie gedacht haben, welch eine Botschaft die den männlichen Jüngern zu überbringen ist?  Wir, die wir standgehalten und den Freund nicht verlassen haben, sollen den Angsthasen frohe Botschaft bringen?

Wir Frauen, die wir mit zum Kreuz gegangen sind, sollen jetzt zu den Männern gehen, die die Todesangst ihres Meisters draußen im Garten verschlafen haben? Wir sollen zu denen gehen, die geflohen waren aus Angst, es könnte ihnen selber an den Kragen gehen? Was wird hier gespielt?

Ist es so, wie es der russische Dichter Mereschkowski formuliert hat:

„Die Sonne der männlichen Liebe geht im Tode unter, die Sonne der weiblichen Liebe geht in der Auferstehung auf“ (in: B. v. Weizsäcker, JesusMaria).

Frauen treten jetzt aus ihrer Anonymität heraus: Maria Magdalena wird beim Namen genannt. Das ist die Frau, die dem Rabbi Jesus ihre Heilung von einer schweren Krankheit verdankt. Das ist die Frau, die ihn liebt, die ihn schon zu Lebzeiten mit köstlichen Salben und Parfum beschenkt, das ist die Frau, die aus Liebe in seiner Nähe bleibt, am Kreuz ihn sterben sieht und Zeugin seiner Bestattung wird. Das ist die Frau, die warten kann, bis der Sabbat vorüber ist. Welche Gebete mag diese gottesfürchtige Frau am Sabbat zum Himmel gefleht oder geschrien haben aus Schmerz über den Tod Jesu?

Vielleicht hilft singen:
Der Engel sagte: „Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus, hier ist er nicht. Sehet das Grab ist leer, wo er lag. Er ist erstanden wie er gesagt. Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat von Sünde und Tod. Sünd‘ ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben Halleluja.

Lied: Er ist erstanden

Geht zu seinen Jüngern und sagt es Ihnen: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden.

Geht zu ihnen und sagt ihnen: Er wird vor euch hergehen nach Galiläa. Galiläa ist dort, wo der Rabbi schon zu Lebzeiten war. Galiläa ist der Alltag, dort, wo gelitten und gefeiert, geweint und gelacht wird, dort, wo geliebt und verletzt wird, wo Wunscherfüllung sich verflüchtigt und Hoffnung keimt. Galiläa ist der Ort, wo – nach des Meisters eigenen Worten – man sieht und hört, wie „Blinde sehen und Lahme gehen, Kranke heil werden, Taube hören, Tote auferstehen und Verzweifelten das Evangelium gepredigt wird“ (Mt. 11, 5).

 „Blinde sehen und Lahme gehen, Kranke werden heil, Taube hören, Tote erstehen auf und Verzweifelten wird das Evangelium gepredigt wird“

Das ist die Osterbotschaft– Konkret.

Das sind die Osterwunder – Konkret, bis heute.

Ein Grund zu singen:

„Wir wollen alle fröhlich sein, in dieser österlichen Zeit. Denn unser heil hat Gott bereit‘, Halleluja. Es singt der ganze Erdenkreis, dem Gottessohne Lob und Preis. Halleluja. Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit. Halleluja!  Amen

Lied: Wir wollen alle fröhlich sein