Gottesdienste im Curanum und in St. Johannis am 10. Sonntag nach Trinitatis - 25. August 2019

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Curanum, St. Johannis

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

"Ohne Wasser kein Leben"

Liebe Gemeinde, 

„Durst ist schlimmer als Heimweh“, Sie kennen diese Redensart bestimmt. Auch wenn hier in unserer wasserreichen Gegen (ich sage mal NOCH wasserreiche Gegend) niemand Durst leiden muss. Bei uns gibt es genug frisches, gutes Wasser (noch) überall, in jedem Haus. Aber wer schon mal in heißen Ländern oder gar in den Wüsten Afrikas oder Asiens unterwegs war, kann davon erzählen, was für ein Wunder Wasser in der Wüste ist, eine Quelle, eine Oase. Und kann nachvollziehen, dass es da oft nichts Köstlicheres gibt als einen Schluck frischen Wassers. 

Solche Durststrecken stecken hinter den Geschichten vom Zug der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft in jenes unbekannte Land das einmal ihre Heimat werden soll. Ja, die Sklavenzeit in Ägypten ist vorbei, der Durchzug durch das Rote Meer hinter ihnen. Die Hoffnung auf bessere Zeiten ist noch wach. Aber wie es oft so geht. Der Weg führt nicht schnurstrakts ins gelobte Land, dorthin wo Milch und Honig fließen, nicht ins Land ihrer Träume sondern: In die Wüste. Statt Wohlstand und Überfluss; Sand, Wind, Trockenheit und Hitze. Und wenn die Luft flimmert, die Zunge am Gaumen klebt, die Kehlen vertrocknen, dann gibt es nur noch das eine Gefühl: Durst und den einen Wunsch: Wasser. 

Hören wir die Geschichte aus dem 2. Buch Mose (17,1-6):

Und die ganze Gemeinde der Israeliten zog aus der Wüste Sin weiter ihre Tagereisen, wie ihnen der HERR befahl, und sie lagerten sich in Refidim. Da hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Und sie haderten mit Mose und sprachen: Gib uns Wasser, dass wir trinken. Mose sprach zu ihnen: Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den HERRN? Als aber dort das Volk nach Wasser dürstete, murrten sie wider Mose und sprachen: Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, dass du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt? Mose schrie zum HERRN und sprach: Was soll ich mit dem Volk tun? Es fehlt nicht viel, so werden sie mich noch steinigen. Der HERR sprach zu ihm: Geh vor dem Volk her und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir und nimm deinen Stab in deine Hand, mit dem du den Nil schlugst, und geh hin. Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb. Da sollst du an den Felsen schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten von Israel. 

Es geht noch einmal gut aus. Und es geht weiter. Wir selbst wissen es ja kaum noch zu schätzen, was es bedeutet: Ein Schluck frisches Wasser. Nicht dass ich uns die Erfahrung von unerträglicher Hitze, Staub und Wassermangel wünsche. Aber, nach einem langen stauben Weg an eine Quelle zu kommen, frisches Wasser genießen zu können. Gibt es etwas Schöneres, wenn der Durst groß ist? 

Wir können spüren, worauf es im Leben wirklich ankommt. Nicht möglichst viel haben, Luxus. Sondern das Nötige, das man in diesem Augenblick braucht. Ein Schluck frisches Wasser, der mehr bedeutet als alle Güter. Ohne Wasser kein Leben. 

Ohne Wasser kein Leben. Das gilt auch in einem tieferen Sinn. Nicht umsonst redet Jesus vom Wasser, wenn er von sich spricht. Es gibt ja nicht nur den Durst, der die Kehle trocken macht. Es gibt auch einen Durst nach Leben, nach Freude, nach Glück, nach Freiheit. Ein Durst, wenn er nicht gestillt wird, unser Leben vertrocknen lässt. 

Was lässt uns hoffen, wenn wir nicht weiterwissen? Wer macht uns Mut, zu lieben, wenn Beziehung erstarren, vertrocknen. Wer ermöglicht uns einen Neuanfang, wenn wir uns verrannt haben in eine Wüste von Sorge, Irrgärten. Wenn sich Bankkonten und dicke Autos als Fata Morgana herausstellen? 

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. So spricht Jesus im Johannesevangelium (Joh. 7, 37-38) Jesus ist es, der unseren Durst nach Leben stillt. Er speist uns nicht ab mit einem kleinen, privaten Glück. Auch nicht mit voreiliger Zufriedenheit, für die der eigene Seelenfrieden schon Leben genug ist. Nicht den Überfluss verspricht er uns, eigentlich gar kein, nach unseren Maßstäben messbares Glück. 

Sondern die Liebe, die sich nicht abnutzt und die niemanden aufgibt, Erst recht nicht in den Zeiten, in denen das Leben dürftig (bedürftig) wird und wir uns vorkommen als wären wir in der Wüste. Als bestünde unser Lebensweg nur noch aus Wüstenstrecken. 

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. Jesus stillt unseren Durst nach Leben. Auch damit wir zur Quelle des Lebens für andere werden. Leben schöpfen, weitergegen, schmecken. 

AMEN